Mittwoch, 13. Mai 2009

GSoC'09 Interview mit Sean Healy

Sean Healy ist einer der Bewerber für den Google Summer of Code 2009.
Leider ist sein Projekt nicht eines der sechs von Google gesponserten. Im Rahmen einer laufenden GSoC Interview Reihe diverser Haiku Newsseiten hat er sich dennoch die Zeit genommen einige Fragen zu beantworten.
[Auf Englisch ist das Interview bei IsComputerOn zu lesen.]

Hallo Sean. Tut mir ja leid, dass Du diesmal nicht zum Zuge kamst. Wirst Du's nächstes Jahr wieder probieren?

Das werde ich wohl nicht können. Ich habe ein Stipendium von September bis Juni und ich glaube nicht, dass ich nebenher arbeiten darf. Das überschneidet sich leider mit dem Google Summer of Code.

Hast Du eine Ahnung warum Dein Projekt nicht zu einem der wenigen auserwählten gehört?

Wenn ich das richtig verstanden habe, war das Hauptproblem, dass sich mein Projekt nicht um die gerade drängendsten Anforderungen von Haiku kümmert. Das war mir aber von Anfang an klar. Ich habe mich mit einem Projekt beworben, an dem ich bereits arbeite, also nicht einfach nur um über den Sommer etwas Geld zu verdienen. Will damit sagen, für mich war das Projekt der Anreiz, nicht das Geld. Das Geld hätte nur bedeutet, dass ich Vollzeit daran hätte arbeiten können. Jetzt muss ich halt auf anderem Wege was verdienen und kann nur in meiner Freizeit daran arbeiten.

Hast Du schon Erfahrung mit anderen Open Source Projekten?

Ich habe an einigen Perl Modulen mitgearbeitet und ich verfolge das SWORD Projekt (ein Programm zur Bibelkunde). Mein Lieblingseditor unter Windows, "Programmer's Notepad", ist auch Open Source. Ich hab auch schon dessen Sourcecode auf der Platte, hab aber noch nicht daran gearbeitet. Ich würde gern eine Erweiterung für Perl Scripting dafür schreiben, das ist aber relativ weit unten auf meiner Liste von Dingen, die ich noch machen will.
Das Konzept von Programmer's Notepad, mehrere Dokumente in Reitern offen zu haben, ist sauber und elegant; dieser Mangel an Fenster-Management nervt mich am (Haiku Editor) Pe am meisten.

Und natürlich benutze ich eine Menge Open Source Software. Ich hab sogar Ubuntu auf einer Partition installiert. Linux Sourcecode habe ich allerdings noch nie angeschaut und ich bleibe meist in Windows, weil es da einfach mehr Software gibt. Damit meine ich die Art Programme, die ich normalerweise nutze; es gibt natürlich eine Menge Software für Linux, aber für die Mehrzahl hab ich halt keine Verwendung. Unter Windows hab ich Cygwin für alles was ich sonst noch zum Leben brauche, z.B. bash.

Wie bist Du neben all den anderen Mentor Organisationen ausgerechnet auf Haiku für Dein GSoC Projekt gekommen?

Im April 2000 hatte ich meinen ersten Vollzeit Job nachdem ich die Schule verlassen hatte. Mein Teamleiter hatte BeOS laufen und erzählte mir von der Personal Edition. Wenig später lernte ich im Internet wie man's auf eine eigene Partition installiert anstatt immer von Windows aus zu starten.
Seitdem war BeOS auf allen Computern die ich hatte, auf den letzten beiden allerdings per Emulation.

Haiku verfolge ich schon seit längerer Zeit. Ich wollte schon seit BeOS Zeiten ein eigenes Projekt anfangen, und nachdem Haiku mittlerweile ziemlich stabil ist, entschloss ich mich damit anzufangen. Wenig später kündigte Matt auf der Mailingliste den "Google Summer of Code" an und da bewarb ich mich einfach.

Obwohl ich für den GSoC nicht genommen wurde, hat mich der Bewerbungsprozess dazu gebracht an Haiku zu arbeiten anstatt weiterhin nur auf der Mailingliste mitzulesen. Nach Monaten des Image-Runterladens begann ich meine eigenen Images zu kompilieren. Weil ich in meiner BeOS Virtual Machine nicht genügend Platz für den Haiku Code hatte, musste ich das unter Linux machen. Das ewige Wechseln von Windows zu Linux, um den Code zu aktualisieren und das Image zu bauen, hat dann aber so genervt, dass ich es letztendlich aufgegeben habe und mir wieder fertige Images runterlade.

Was wäre Dein GSoC Projekt gewesen?

Am liebsten programmiere ich in Perl. Seit Jahren benutze ich das Perl Modul Win32::GUI um Programme mit grafischer Oberfläche zu schreiben.
Daneben verwendete ich auch die plattformübergreifenden GUI Module Prima und wxPerl. (Tk hab ich mal probiert, gefiel mir aber nicht so.) Mein Plan ist Haikus API in Perl abzubilden. Erstmal konzentriere ich mich auf Application und Interface Kit, auf lange Sicht möchte ich aber alle Kits so unter Perl zur Verfügung stellen.

Was hätte Dich an dem Projekt besonders gereizt?

Unter Windows benutze ich solche Perl Module die ganze Zeit. Weil ich Haiku ab R1 zu meinem Haupt-Betriebssystem machen will, würde ich diese Werkzeuge doch sehr vermissen.

(Ja, für Haiku werde ich Windows verlassen, auch wenn ich's für Linux nicht mache. Sorry, Tux.)

Spätestens nach Deiner Bewerbung musstest Du Dich etwas intensiver mit Haiku beschäftigen. Was waren am Anfang die größten Schwierigkeiten, wie könnte man den Einstieg verbessern und was funktionierte eigentlich ganz gut?

Ich habe nicht allzuviel Erfahrung mit C++. Ich hatte einige Kurse belegt und ein paar Sachen für meinen vorigen Arbeitgeber geschrieben, aber es hat mich nie wirklich interessiert und es ist nicht etwas was ich freiwillig zum Spaß mache. In den alten C++ Schwung zu kommen, hat mich anfangs etwas Zeit gekostet.

Mein größtes Problem war allerdings, dass der Bug den ich mir ausgesucht hatte zwar als "easy" gekennzeichnet war, es aber meiner Meinung nach nicht wirklich war. Immer wenn ich ein Problem gelöst hatte trat ein neues auf, das ich dann wieder verfolgen und fixen musste. Um das zu verbessern, müssten alle Bugs besser untersucht werden. Dazu fehlt Haiku allerdings die nötige Zahl erfahrener Entwickler. Da gibt es wichtigere Dinge.

Was sind Deine Pläne für die Zukunft, Du hast ein Stipendium erwähnt?

Mein Stipendium ist Teil eines coolen Programms. Vor dem 2. Weltkrieg war Europa sehr gefragt für den Erwerb einer höheren Bildung. Weil viele Intellektuelle geflohen sind, wollten nach dem 2. Weltkrieg alle in den USA studieren.

Die Europäische Union versucht Studenten wieder zurück nach Europa zu holen. Dazu haben sie das Erasmus Programm, das es europäischen Student erlaubt in anderen europäischen Ländern zu studieren, für nicht-Europäer erweitert und es "Erasmus Mundus" genannt.

Ich empfehle allen nicht-europäischen Studenten, die einen Master machen wollen, mal drüber nachzudenken. Jedes Jahr kann man sich für bis zu drei Qualifizierungsprogramme bewerben. Termine sind normalerweise im Februar und für das Stipendium ist nicht mal eine eigene Bewerbung nötig. Man gibt einfach bei der Bewerbung an, dass man für das Stipendium berücksichtigt werden möchte. Details und eine Liste der Qualifizierungsprogramme gibt es hier:

http://ec.europa.eu/education/programmes/mundus/index_en.html

Kommen Studenten die dieses Stipendium genutzt haben zurück in ihr Land, werden sie davon erzählen und noch mehr Studenten werden in Europa studieren wollen.

Um diese Ziele zu erreichen, werden die Stipendien nicht für eine bestimmte Universität vergeben, sondern an ein Konsortium von Unis. Studenten studieren jeweils ein Jahr an zwei Universitäten aus so einem Konsortium. So bekommt der Student ein Gefühl fürs Studieren in Europa und nicht nur einem bestimmten europäischen Land. Meine beiden Universitäten liegen im Osten Frankreichs und im Süden Portugals.

Die meisten Kurse der Programme werden auf Englisch gehalten, meine jedoch in der jeweiligen Landessprache. Das geht, weil es ein Programm für Linguisten ist. Mein Programm heißt "International Masters in Natural Language Processing and Human Language Technology". Es kombiniert sehr schön mein Interesse in Sprachen und Programmierung.

Das Konsortium besteht aus 10 Universitäten in 9 Ländern. Leider kommen nur 4 von ihnen für das Stipendium in Frage. Wenn ich zu einer der anderen 6 wollte, müsste ich mich nach einer anderen Finanzierung umschauen.

Jetzt wo GSoC 2009 für Dich erstmal gelaufen ist, wie wirst Du den Sommer verbringen? Mit Arbeit oder Vergnügen? :)

Ich muss auf alle Fälle arbeiten. Ich bin gerade nach 8 Jahren auf dem Arbeitsmarkt zurück in die Schule gegangen. Und zwar dieses Jahr ohne Stipendium. Jetzt hab ich zwar eins, aber die Auszahlungen beginnen erst im September. Ich wurde zwar für einige Jobs angeheuert aber die Auszahlungen haben definitiv die Oberhand über die Einnahmen in diesem Schuljahr. Wird Zeit das Konto wieder etwas zu füllen.

Andererseits leben meine Eltern in Alaska und meine Frau würde sie gern besuchen. Sie war erst einmal für ein Wochenende da. Vielleicht sind wir also in Alaska für den Sommer, was dann ein Vergnügen wäre, selbst wenn wir auch arbeiten müssen.

Wärst Du an einen möglichen "Haiku Code Drive" interessiert? Das läuft ähnlich wie der GSoC, nur geht es hier "nur" um $2.500 (letztes Jahr zumindest) und das ganze wird aus Spenden der Haiku Community finanziert.

Momentan schau ich mich nach Möglichkeiten um, diesen Sommer Geld zu verdienen. Vorausgesetzt dass ich nicht schon einen festen Vollzeitjob habe, falls ein Code Drive zustande kommt, wäre ich natürlich daran interessiert.

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