Samstag, 27. Juni 2009

Qt Port kommt voran

Vor nicht zu langer Zeit gab's von Evgeny Abdraimov mal die Meldung, das der Qt Port einen guten Schritt voran gekommen ist. Die QtGUI Bibliothek lässt sich nun für Haiku kompilieren und einige Sachen laufen auch schon. Natürlich fehlen noch weite Teile von Qt, Hilfe wäre also bestimmt sehr willkommen.
Hier handelt es sich übrigens um einen Port, der ohne X11 auskommt und sich daher besser ins System integriert. Anders sieht's da bei dem anderen Qt Projekt im Rahmen von TiltOS aus. Das nutzt X11, läuft daher nur in einem X11-Fenster, ist aber dafür schon etwas weiter.

Qt ist ein sehr umfangreiches Framework, das fast alles (und mehr) enthält, was Haikus eigene API bietet; von GUI Elementen bis Kommunikation über TCP/IP. Entsprechend umfassend ist das Softwareangebot, das auf das Qt Toolkit setzt, z.B. KDE, Opera, Mathematica, MainActor, VirtualBox, VLC, Scribus und die Entwicklungsumgebung Qt Creator. Qt für Haiku würde Portierungen dieser Softwaretitel möglich machen und Haiku ein Riesenangebot an (teilweise) ausgereiften Programmen eröffnen.

Nun gibt es allerdings auch eine Kehrseite der Medaille...
Wie auch schon mal auf der Developer Mailingliste zu lesen war, sind nicht alle Entwickler von den Vorteilen von Qt überzeugt. Es besteht die Gefahr, dass sich die Qt Ports nicht in die Haiku Umgebung integrieren und der Vorteil der Nutzung systemweiter Technologien, die Haiku so attraktiv machen, verschwindet. Man stelle sich vor die Nutzung von Multithreading, MediaKit, DataTranslators, Attribute, Queries, Node-Monitoring, Replicants und evtl. auch einiges von Haikus Look & Feel und die Philosophie-der-guten-Defaults-statt-Optionsorgien wäre nicht mehr überall
vorhanden.

Es sind praktisch die Argumente, die gegen jede Portierung sprechen. Qt könnte da allerdings als besonderer Katalysator wirken: Portierungen (die nicht auf Haiku Technologien eingehen) werden relativ einfach und das Qt-Softwareangebot ist so groß, dass nativ entwickelte Programme ins Hintertreffen geraten könnten, "weil's ja schon alles gibt".

Aber nachdem sich Qt nicht aufhalten lässt, sobald jemand genügend Motivation aufbringt es zu portieren, ist die Frage, ob man die Sache nicht unterstützen sollte, wenn's soweit ist. Dann würde sich Qt so gut es geht ins System integrieren und so Haiku zumindest möglichst wenig schaden...

Es wurde auch kurz angedacht Qt zukünftig als Nachfolger des InterfaceKit zu verwenden. Qt wäre von der Philosophie her ähnlich, aber halt viel vollständiger. Außerdem wird es von einer vergleichsweise riesigen Entwicklergemeinde weiterentwickelt und getestet. Das Gegenargument ist natürlich, dass man einen integralen Teil von Haiku aus der Hand gibt. Wozu überhaupt ein eigenes Betriebssystem entwickeln, wenn man um Arbeit zu sparen am Ende nicht ein komplett eigenes System hat, das man nach Belieben seinen Wünschen anpassen kann?

Wäre interessant zu erfahren, wie Leute zu der Sache stehen, die sich in der Materie auskennen. Ich selbst hab mich damit nicht eingehender beschäftigt, obige Aussagen sind also als die evtl. etwas uninformierte Einzelmeinung eines Endusers zu betrachten...

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